Lernen ist eine Grundeigenschaft des Lebendigen.

Unser Hirn strukturiert sich entlang der Lösungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens für die Probleme findet, die sich ihm in den Weg stellen. Die Lösungen helfen im Moment immer, aber auf die Länge nicht.

Leben zeichnet sich dadurch aus, dass es nie passt, und dass es immer Störungen gibt, dass es immer aus dem Gleichgewicht (sog. Inkohärenz) geworfen wird und das eigentlich Lebendige besteht darin, dass man Lösungen findet, um es wieder passend zu machen. Kohärenz als Dauerzustand erreichen wir nie, obwohl wir das gerne hätten. Aber, solange wir am Leben sind, passt es nie. Und es geht nicht um das Erreichen dieses Zustandes der Kohärenz, sondern es geht darum, dass wir einen Zustand erreichen (und zwar auf Grund der vielen unterschiedlichen Probleme und Herausforderungen, die wir im Laufe unseres Lebens mit unterschiedlichen Strategien zu meistern gelernt haben), wo wir merken und dazu ein Gefühl entwickeln, dass wir jemand sind, der in der Lage ist, das Leben zu meistern. Was immer jetzt noch kommen mag an Problemen: „Seid herzlich willkommen, auch an euch werde ich noch wachsen.“ Wer dieses Gefühl hat, der ist zu beneiden, denn dieses Gefühl heisst Kohärenzgefühl. Dieses Gefühl ist wertvoller als die Kohärenz selber, weil es ein von uns selbst und zwar jetzt durch Lernprozesse hergestelltes Gefühl ist. Jemand, der dieses Kohärenzgefühl hat, der ist nicht nur glücklich, sondern auch dauerhaft froh, weil dem kann ja nichts mehr passieren. Der freut sich schon auf die nächste Herausforderung, der lässt sich aufs Neue ein, der hat seine ganze Entdeckerfreude. Und seine Gestaltungslust geht nicht weg. Weil er Freude am Lernen hat, hat er auch eine riesige Freude am Leben.

Gesundheit - Lernlust - Lebenslust - Zufriedenheit - Glück ist hirntechnisch dasselbe.


Auszug aus einem Vortrag von Gerald Hüther